Über jüdische Grabsteine

Grabsteine, auf hebräisch Mazewa, haben eine lange und umfangreiche Tradition. Der Brauch die letzte Ruhestätte eines Menschen mit einem Stein zu markieren ist schon aus Genesis (1. Buch Mose) überliefert. Im laufe der Zeit entwickelte sich die Herstellung des Steins zu einer eigenen Kunst. Viele alte jüdische Friedhöfe sind Zeugen der anspruchsvollen Arbeit vieler verschiedener Steinmetze. Besonders an jüdischen Gräbern ist außerdem, dass alle Steine dafür gedacht sind niemals verschoben oder wieder abgerissen zu werden. Wichtiger als der Stein ist aber der Mensch der darunter seine letzte Ruhe gefunden hat. Viele Grabsteine erzählen vom Leben der Frau oder des Mannes der darunterliegt. Zum einen erfährt man viel von der Grabesinschrift, die außer den besonderen Eigenschaften und der Familie manchmal auch etwas über die Profession und besonderen Errungenschaften erzählt. Zum anderen findet man auf jüdischen Grabsteinen oft ein besonderes Symbol.

 

Diese kleinen in Stein gemeißelten Bilder haben sich im Laufe der Geschichte entwickelt und sagen sehr viel aus. Zum Beispiel zeigen zwei segnende Hände, dass der Mensch ein Kohen, ein Gießkännchen, dass die Person ein Levite war.

Ein in Stein gehauenes Widderhorn wiederrum erzählt, dass der begrabene Mann an den höchsten Feiertagen des Judentums das Schaufar geblasen hat. Eingemeißelte Kerzen oder Leuchter vermitteln, dass die Frau besonders viel Wert auf das Anzünden der Schabbotlichter gelegt hat. Außer diesen Symbolen gibt es noch viele weitere, die der kennende Blick sieht und daraus eine Eigenschaft oder Geschichte des Verstorbenen ableiten kann.

 

Jüdische Grabmäler an sich entwickelten sich ebenfalls ständig weiter, blieben aber dabei dem Grundgedanken stets treu. So findet man verschiedene Stile, Formen und Steinarten auf verschieden Friedhöfen. Meistens wurden Grabsteine von ihrer Zeit und dem Wohlstand der jüdischen Gemeinden in dem Gebiet stark beeinflusst. So findet man auf alten Grabstätten wohlhabender Gemeinden oft größere Grabsteine. Wobei der Stein aus technischen Gründen normalerweise aus der näheren Umgebung stammt und so doch alle Grabmäler eines Friedhofs ähnlich aussehen. Da dies ganz im Sinne des Judentums ist, beeinflussten weitere Richtlinien oft die Größe und Form des Steins, so dass alle noch ähnlicher anzuschauen sind.

 

Wenn man sich mittelalterliche Friedhöfe anschaut, fällt schnell auf, dass die Grabsteine dort oft kleiner sind als die aus späteren Zeiten. Dass liegt nicht daran, dass die Menschen damals kleiner waren, sondern mehr an dem Aspekt der Kosten. Es war wesentlich teurer große Steine anfertigen zu lassen. So wurde die Größe oft in die Friedhofsordnung aufgenommen um extravagante Steine besonders wohlhabender Menschen einzuschränken.

 

Da Steine und Verzierungen heute wesentlich leichter erhältlich sind, hat sich auch die Größe jüdischer Grabsteine verändert. Dennoch sind besonders auffällige Grabmäler kein jüdischer Brauch. Auch findet man man selten Pflanzen an den Gräbern. Besucher legen statt Blumen symbolisch ein Stein auf die Grabplatte oder den Grabstein. So weißt alles auf dem Friedhof auf die Ewigkeit hin.